Sein Unternehmen und auch er selbst gelten als Vorreiter bei der Digitalisierung im Industriegerüstbau.

Faszination Gerüstbau

In unserer Interviewreihe sprechen wir mit Experten unter anderem über Chancen sowie Herausforderungen der Gerüstbaubranche und unterhalten uns vor allem über eines – die Faszination Gerüstbau. 
Zudem erfahren Sie, welche Rolle dabei der PERI UP Gerüstbaukasten spielt und wie wir als Gerüsthersteller die Zukunft des Gerüstbaus mitgestalten können.

Im Interview mit Gerhard Hawemann

Gerüstbauer ist für ihn zweifelsohne ein Traumberuf. Sein Unternehmen und auch er selbst gelten als Vorreiter bei der Digitalisierung von Projektentwicklung und Projektkoordination im Industriegerüstbau. Wir haben Gerhard Hawemann, einen der beiden Geschäftsführer der promaintain GmbH & Co. KG getroffen, um uns mit ihm über Transparenz, die Digitalisierung, „Bester Dienst am Kunden“ und seine Faszination für die Gerüstbaubranche auszutauschen.

 

Redakteur: Wie sind Sie zum Gerüstbau gekommen?

Meine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte ich bei meiner Ausbildung zum Blechschlosser. Da meine Brüder schon vor mir im Gerüstbau tätig waren, hatte ich auch dazu Berührungspunkte und merkte schnell, dass die Arbeit in einer Halle auf Dauer nichts für mich ist und mich der Gerüstbau mehr fasziniert. Nach meiner Ausbildung entschloss ich mich, in den Gerüstbaubetrieb meines Schwagers zu wechseln und habe dort bereits erste Erfahrungen bei Einrüstungen in der Raffinerie sammeln können. Dadurch bin ich direkt mit dem Industriegerüstbau in Berührung gekommen, der mich bis heute fasziniert.

Im nächsten Betrieb habe ich mich dann zum Kolonnenführer und Bauleiter hochgearbeitet und führte kurz darauf zwei Standorte als Projektleiter, um in dieser Tätigkeit die Stillstände abzuwickeln. Dass ich dann noch die Meisterausbildung im Gerüstbau mache, war für mich selbstverständlich.

 

Redakteur: 2006 haben Sie sich gemeinsam mit Thomas Berger selbständig gemacht und promaintain gegründet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Für mich war der Weg in die Selbstständigkeit schon früh klar, da ich jemand bin, der gerne Verantwortung übernimmt, das Risiko nicht scheut und eher die Chancen in den Vordergrund stellt.

Thomas Berger und ich lernten uns im Stillstandteam eines ehemaligen Arbeitgebers kennen und hatten bereits damals ein tolles Teamgefüge innerhalb der Abteilung. Im ersten gemeinsamen Stillstandprojekt gelang es uns auf Anhieb, durch eine vorausschauende Planung und Koordination 30 % Gerüstbaukosten einzusparen. Wir haben schon damals gemeinsam regelmäßig Arbeitsprozesse hinterfragt und so die Projekt-Koordination stetig professionalisiert. Diese Erfahrungen waren für uns ein Aha-Erlebnis, dass es eine nachhaltige Planung im Stillstandgeschäft benötigt. Auch unser Umfeld wie z.B. der damalige Stillstandleiter haben uns dazu getrieben und gesagt, dass wir etwas gemeinsam in diesem Bereich aufbauen sollen.

Nach intensiven Überlegungen und vielen Gesprächen entschlossen wir uns schließlich, den eingeschlagenen Weg in einer gemeinsamen Selbstständigkeit fortzuführen, unsere Kompetenzen zu bündeln und auch durch weitere Mitarbeiter aufzubauen.

 

Redakteur: Sie feierten im letzten Jahr Ihr 15-jähriges Firmenjubiläum: Wie hat sich Ihr Unternehmen seit den Anfängen bis zum heutigen Tag entwickelt?

All die Arbeitsabläufe, die wir heute auf unseren Tablets abwickeln, haben wir in den Anfängen noch auf Papier erledigt. Schon zu Beginn stand für uns das Ziel im Vordergrund, klare und transparente Prozesse für unsere Kunden zu schaffen und für diese das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir sehen uns daher als Problemlöser und Komplettanbieter. Eines hat uns dabei seit jeher geprägt und das ist, dass sich der Erfolg aus der Teamleistung ergibt und nicht aus der Arbeit einzelner Personen.

Was uns und unserer Arbeit natürlich den größten Schub gegeben und die größten Veränderungen bewirkt hat, war die Digitalisierung. Durch Großprojekte wie beispielsweise den Umbau und die Stillstandabwicklung in der Raffinerie Neustadt im Jahre 2010 oder später bei unseren Großprojekten bei der BASF in Ludwigshafen hat sich unser Unternehmen stetig vergrößert. Generell haben uns die Projekte an der Acetylen- und Vitamin A- Anlage bei der BASF, die wir gemeinsam mit PERI abgewickelt haben, einen ordentlichen Schub nach vorne gebracht. So sind wir heute ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern. Im Gerüstbau haben wir einen festen Nachunternehmer, mit dem wir diese Großprojekte abwickeln. Dieser stellt uns bis zu 180 Mitarbeiter zur Verfügung.

Der Erfolg von promaintain ergibt sich aus der Teamleistung und aus transparenten, digitalen Arbeitsprozessen sowie einem ehrlichen Miteinander in den Kundenpartnerschaften.

 

Redakteur: Welche Leistungen bietet promaintain? Was zeichnet Sie aus?

Neben der Planung und Abwicklung großer Gerüstbauprojekte bildet der Mechanikpart in der Stillstandplanung eine unserer Kernkompetenzen. Darüber hinaus bieten wir die Koordination der Nebengewerke an. Ebenso zählt das Thema „technische Überwachung von Anlagen“ zu unserem Leistungsumfang. Eines unserer Steckenpferde ist die Digitalisierung wie z.B. das 3D-Laserscanning. Generell greifen wir bei der Digitalisierung auf die gute Zusammenarbeit mit PERI zurück. Erst kürzlich haben wir auf Kundenwunsch das Thema Anlagen- und Prozesssicherheit ebenfalls in unser Portfolio aufgenommen.

Redakteur: Was verbirgt sich hinter der promaintain-Methode?

Ich würde schon sagen, dass wir die Dinge anders angehen und uns das auch ein Stück weit einzigartig macht. Anstatt unser Geld mit möglichst viel Nachträgen zu erwirtschaften, setzen wir auf Transparenz und Ehrlichkeit. Wir sehen uns eher auf der Auftraggeberseite und versuchen, für unseren Kunden das beste Ergebnis zu erzielen, damit dieser möglichst viel Zeit und Geld spart - auch wenn das für uns bei einem Projekt bedeutet, mal nicht so profitabel zu sein. Daraus entstehen langfristige, nachhaltige Kundenbeziehungen und das macht promaintain auch aus. Ein Kontraktor hat uns vor Kurzem zurückgemeldet, dass er noch nie so sicher, sauber und transparent gearbeitet hat wie mit uns. Das zeigt uns natürlich, dass wir mit unserer Arbeitsweise auf dem richtigen Weg sind.

Redakteur: Was hat Sie schon immer am Gerüstbau fasziniert? Hat sich die Faszination über die Zeit verändert?

Generell ist der Beruf des Gerüstbauers mein Traumberuf. Gerüstbau ist wie Lego spielen, da man aus verschiedenen Einzelteilen in kürzester Zeit ein Bauwerk erschaffen kann. Aber der Gerüstbau geht für mich schon weit vor dem Aufbau los. Schon wenn ich mit Kunden ein Bauwerk besichtige, muss ich mir die Einrüstung bildlich vorstellen können. Meine Faszination geht soweit, dass ich bereits früher nach der Besichtigung einer Anlage am Lager direkt wusste, welche und wie viele Bauteile auf den Lkw müssen.

Am Industriegerüstbau fasziniert mich vor allem die Vielfältigkeit. Außerdem entwickle ich auch gerne neue Bauteile und da renne ich bei PERI offene Türen ein.

Redakteur: Gibt es für Sie ein Herzensprojekt, an dem Sie aktuell arbeiten oder das Sie vor Kurzem abgeschlossen haben?

Als wir den Zuschlag für das Projekt an der Acetylenanlage bei der BASF in Ludwigshafen erhalten haben war es so, als würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen. Das hat uns als Unternehmen nochmals auf ein neues Level gehoben.

Große Anlagenprojekte wie an der Vitamin A-Anlage bei der BASF in Ludwigshafen, haben das Unternehmen stetig vergrößert.

 

Redakteur: Welche großen Herausforderungen sehen Sie für den Gerüstbau?

Die Mitarbeiter müssen dem Unternehmer mehr wert sein, denn das Thema Sicherheit wird in meinen Augen immer noch nicht ausreichend berücksichtigt. Hier geht es für mich nicht bloß um die Einhaltung von Vorschriften, sondern jedem Unternehmen muss klar sein, dass es seine eigenen Mitarbeiter und die von Nachfolgegewerken in Gefahr bringt, wenn es Einrüstungen nicht sicher erstellt.

Generell müssten Auftraggeber bereit sein, dem Gerüstbau als wichtiges Gewerk mehr Zeit in der Kalkulation, Vorplanung und auch in der Abwicklung zu widmen, anstatt mit niedrigen Preisvorstellungen die Gerüstbauunternehmen unter Druck zu setzen.

Außerdem sollte es viel stärkere Bemühungen staatlicherseits geben, den Beruf des Gerüstbauers so attraktiv darzustellen, wie er tatsächlich ist und dies auch über die Ausbildungsstätten weiterverbreiten.

 

Redakteur: Wie hat in Ihren Augen die Arbeit nach BIM den Gerüstbau verändert?  

BIM ist ja vereinfacht ausgedrückt eine Methode zur Dokumentenablage, die die Arbeit am Bau erleichtert und die Zusammenarbeit der Gewerke stärken soll. Für unser Unternehmen ist die BIM-Plattform die Kommunikationsgrundlage und Datenablage auf der Baustelle, die wir für unsere Zwecke stetig weiterentwickeln. Kunden und andere Gewerke schätzen die Methodik, aber man muss auch ehrlich sagen, dass es in vielen Betrieben noch zu wenige Mitarbeiter gibt, die sich damit auskennen. Allgemein bietet BIM einen enormen Zugewinn an Transparenz und hilft dabei Projekte im geplanten Zeitrahmen abzuwickeln. Wir arbeiten beim Thema BIM eng mit PERI zusammen und greifen gerne auf deren großes Knowhow zurück.

 

Redakteur: Welche Vorteile in Bezug auf den Industriegerüstbau sehen Sie in der Zusammenarbeit mit PERI?

Den ersten Kontakt mit PERI hatten wir schon 2006, als es um die 3D-Planung eines Gerüsts bei Audi ging. Schon damals waren wir vom Knowhow der PERI Ingenieure und der wertschätzenden Zusammenarbeit angetan. Als es dann darum ging, mit wem wir in die Ausarbeitung des Acetylenprojekts bei der BASF gehen, war für uns klar, dass wir es mit PERI verwirklichen sollten. Für uns ging auch aufgrund des fortschrittlichen PERI UP Gerüstsystems kein Weg an der Zusammenarbeit vorbei.

Auf den Punkt gebracht, ist es das Gesamtpaket aus großem Knowhow im Bereich Engineering und Digitalisierung, innovativem Gerüstsystem und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Auch die Firmenphilosophie deckt sich mit der von promaintain, denn sowohl wir als auch PERI sind für Veränderungen offen und versuchen stets, das Beste für den Kunden möglich zu machen.

Redakteur: Welche Features schätzen Sie am PERI UP System besonders?

Das PERI UP System entspricht einfach dem neuesten Stand der Technik - egal ob Riegel mit Vierkantprofil und selbsttätiger Verschlusstechnik oder Beläge, die wir dank der integrierten Abhebesicherung nicht zusätzlich mit einer Sicherung versehen müssen. In der Industrie bringt uns das 25-cm- Raster des Systems darüber hinaus ein Höchstmaß an Flexibilität.

Die Baukastenlogik von PERI UP in Kombination mit den Trägern des VARIOKIT Baukastens bringt uns ungemeine Vorteile. Das bezieht sich sowohl auf Sonderkonstruktionen als auch auf einfachere Industrielösungen. Ich benötige für die Kombination kaum Kupplungen und arbeite damit schnell und sicher. Auch in der Statik ist es top zu rechnen, da PERI UP und VARIOKIT sehr gut aufeinander abgestimmt sind.

Die Möglichkeiten, die PERI z.B. Anlagenbetreibern im Bereich der Digitalisierung bietet, sind außerdem sehr von Vorteil.

 

Redakteur: Geben Sie uns einen Ausblick: Wo geht der Weg für promaintain hin?  

Wir wollen den Gerüstbau nach vorne bringen und dabei unterstützen, das Image der Branche zu verbessern. Hierzu möchten wir noch stärker Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen und die Arbeitsplätze noch attraktiver gestalten. So schaffen wir es Jobs anzubieten, die sowohl die handwerkliche als auch die digitale Komponente beinhalten.

Wir arbeiten in unserem eigenen Innovationslabor auch weiter an digitalen Lösungen wie die der HoloLens, die in unseren Augen viele Vorteile im Anlagenbau bietet. Außerdem möchten wir das Thema Laserscanning weiterdenken und arbeiten an einer Möglichkeit, die Daten nach dem Scan besser in andere Systeme überführen zu können.

Aktuell arbeiten wir zudem an einem internen Unternehmens-Entwicklungsprojekt, in dem wir unsere Kompetenzen noch stärker in einzelnen Business Units und Competence Center bündeln möchten. Dadurch sind wir im stetigen Umbruch, was aber auch sinnbildlich für unsere Definition von Fortschritt ist.

 

Hinweis: Das Interview mit Gerhard Hawemann ist vor der Übernahme von promaintain durch die PERI SE entstanden.